Der Kirwaeisbär von Freudenberg

von Uli Piehler

Warum Freudenberg einen Eisbären hat...

Fester Bestandteil des Kirwabrauchtums ist in vielen Orten des Amberg-Sulzbacher Landes das Kirwabärtreiben. Besonders schön anzuschauen, aber auch besonders wild, ist der Kirwabär in Freudenberg. Er zieht immer am zweiten Montag im September durch das Dorf. Die ganze Kirwagesellschaft und viele Musikanten begleiten ihn. Vor ihnen her oder hinter ihnen nach laufen die Kinder.

Der Kirwabär hat normalerweise nichts mit einem Bären zu tun, der Name kommt vielmehr vom Eber (umgangssprachlich Saubär). Der Freudenberger Kirwabär aber sieht aus wie ein Eisbär und das hat einen besonderen Grund. Im Oktober 1949 kehrte ein Schausteller der Amberger Michaeli-Dult im Gasthaus Dotzler in Freudenberg ein. Er hatte ein Eisbärenfell samt Kopfmaske dabei, mit dem sich Menschen auf Volksfesten fotografieren lassen konnten. Die Freudenberger Kirwaburschen waren begeistert und kauften ihm die Verkleidung ab. Seitdem ist der weiße Bär das Markenzeichen der Freudenberger Kirwa.

Der Ursprung dieses Phänomens könnte noch weiter zurückreichen. Der französische Fotograf Jean-Marie Donat veröffentlichte 2014 ein Buch namens „Teddybär“ mit über 300 Fotos aus den Jahren 1920 bis 1960, die Deutsche neben einem Mann im Bärenfell zeigen. Eine mögliche Erklärung dafür: In den 1920er Jahren sollen im Berliner Zoo zwei populäre Eisbären gelebt haben. Der Zoo ließ daraufhin Angestellte in Eisbärenkostümen mit Besuchern posieren. Diese Idee verbreitete sich schnell auf Jahrmärkten und Volksfesten in ganz Deutschland. In Freudenberg lebt diese Tradition in abgewandelter Form beim Kirwabärtreiben bis heute fort.